Trickkiste Seite 132
Fest sitzender Kolben mitsamt Zylinder entfernen
Manch ein Motor, so wie dieser, der seit mehreren Jahrzehnten in einer feuchten Umgebung stillstand, ist oft fest.
Das heißt, wenn versucht wird ihn am Polrad/ Rotor zu drehen, sich der Kolben keinen Millimeter bewegen lässt.
Um ein Festsetzen des Motors bei längere Standzeit zu vermeiden, sollte die Zündkerze entfernt werden, der Kolben auf den oberen Totpunkt positioniert werden und ein wenig 2 Takt Öl (ca. ein halber Kaffeelöffel) durch die Kerzenöffnung gießen. Danach den Motor ein paar Umdrehungen mit der Hand drehen, sodass sich das Öl im Zylinder verteilen kann. Als Nächstes die Kerze wieder einbauen. Der Tank sollte auch geleert werden.
Aufgrund des festgesetzten Kolbens, Schmutz, Feuchtigkeit und reichlich Spinnweben, ist Kreativität gefragt, um den Motor ohne bleibende Schäden auseinanderzunehmen.
Der erste Arbeitsgang besteht darin, die Zylinder Stehbolzen zu lockern um sie dann entfernen zu können. Dafür werden zwei M 6 x 10 Muttern auf jeweils einen Bolzen aufgeschraubt.
Und mit zwei 10er-Gabelschlüssel gekontert, sodass sie fest aneinander verschraubt sind.
Die untere Mutter wird mit dem Gabelschlüssel gegen den Uhrzeigersinn gedreht, um den Stehbolzen zu lockern.
Nachdem der Bolzen gelockert wurde, werden die Muttern voneinander getrennt.
Der Bolzen wird mithilfe einer Spitzzange fixiert.
Und die zweite untere Mutter wird ebenfalls entfernt.
Die Stehbolzen werden nacheinander aus ihrem Sitz herausgedreht, schwergängige sollten mithilfe einer Spitz/ Multizange herausgedreht werden. Beschädigungen an den Gewinden lassen sich durch den Einsatz der Zange kaum vermeiden, daher sollten beim Motoraufbau neue Stehbolzen eingebaut werden.
Nachdem die acht Schrauben des Kurbelwellens Gehäusedeckel entfernt wurden, wird der Deckel vorsichtig angehoben.
Es kann vorkommen, dass der Deckel am Motorblock etwas kleben bleibt, mit einem scharfen Schraubenzieher oder ähnlichem sollte vorsichtig nachgeholfen werden.
Der Deckel hat sich ohne große Mühe gelöst.
Die zuvor gelösten und herausgedrehten Bolzen fallen einem entgegen.
Da der Motor seit ca. 40 Jahre nicht mehr geschmiert wurde, ist es ratsam Röstlöser einzusetzen.
Die Pleuelmutter mit reichlich Rostlöser, wie Caramba, einsprühen und ein paar Minuten einwirken lassen.
Danach mit der Ratsche, die mit einer 14er-Nuss bestückt wurde, lösen.
Jetzt kann der Zylinder mitsamt dem Kolben und Pleuelstange vom Block entfernt werden.
Die Distanzscheibe mit der Pleuelmutter werden wieder auf dem Kurbelwellenzapfen aufgedreht, so erspart man sich später das Suchen.
Der Motor wurde in seinen Einzelteilen zerlegt und ist für die weitere Verarbeitung bereit.
Die Zylinderwand wird in mehreren Abständen und mit reichlich Rostlöser einige Tage eingesprüht/ geflutet, bis sich der Kolben von ihr löst und entfernt werden kann. Sollte sich der Kolben nach ein paar Tagen immer noch nicht gelöst haben, müssen andere, drastischere Maßnahmen ergriffen werden, wie z. B. durch Hitzeeinwirkung, den Einsatz einer hydraulischen Presse, oder eine Phosphorsäure Behandlung. Doch Vorsicht, bei falscher Handhabung verursacht die Säure schwere Verätzungen der Haut und schwere Augenschäden. Für eventuelle Schäden, die durch die Benutzung der Phosphorsäure entstehen können, übernimmt SOS VéloSolex keine Haftung! Da es sich um ein original 39,5 mm TUM 80A Zylinder handelt, sollte er (meines Erachtens) unbedingt gerettet werden.
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